«Ich glaube, dass wir in Wirklichkeit viel weniger
sehen, als wir annehmen.» Giuliano Pedretti 

Pedretti und Giacometti treffen sich im Engadin, Paris…
Alberto Giacometti und der um eine Generation jüngere Giuliano Pedretti lernten sich 1943 in Maloja kennen. Alberto Giacometti arbeitete hier im Sommeratelier seines Vaters an der ‹Frau auf dem Wagen›, seinem ersten grossen figürlichen Werk.  Bei Besuchen und Gegenbesuchen im Engadin und in Paris führen sie einen angregten Dialog. Pedretti setzt sich intensiver als jeder andere Künstler mit Giacomettis Werk auseinander, verfolgt aber einen eigenständigen künstlerischen Weg.
Schon die Väter, Giovanni Giacometti und Turo Pedretti, waren miteinander befreundet.

… und – posthum – im hohen Norden
Zum ersten Mal waren Werke der beiden Künstler Alberto Giacometti und Giuliano Pedretti Im Herbst 2014 in der Edsvik Konsthall in Sollentuna bei Stockholm in einer gemeinsamen Ausstellung zu sehen: „Giacometti & Pedretti“. Die von Ulrich Suter kuratierte Ausstellung fügte der Rezeptionsgeschichte Giacomettis ein neues Kapitel hinzu.

In Skandinavien wurde das Werk Giacomettis erstmals 1977 im Moderna museet Stockholm gezeigt, darauf im Henie-Onstad Kunstsenter Høvikodden (N) und im Amos Andersonin taidemuseo Helsinki. 1992 fand eine Schau im Sara Hildenin taidemuseo in Tampere statt, gefolgt von Präsentationen 1994 im Museum Koldinghus (DK) und in der Malmö Konsthall. Das Astrup Fearnley museet in Oslo stellte 1997 Alberto Giacometti dem russisch-französischen Maler Nicolas de Staël gegenüber. 2006 konzipierte die Liljevalchs konsthall in Stockholm eine bedeutende Ausstellung über Alberto Giacometti und Bror Hjorth, deren Wege sich in den 1920er Jahren in Paris bei Antoine Bourdelle gekreuzt hatten. Das Louisiana Museum in Humlebaek zeigte 2008 die Schau „Cézanne und Giacometti: paths of doubt“.

Die Giacometti & Pedretti-Ausstellung in der Edsvik Konsthall bot 2014 Gelegenheit, zum Teil noch nie gezeigte Skulpturen und Zeichnungen der beiden Künstler zu sehen. Die Schau verdeutlichte, welche Wege Alberto Giacometti und Giuliano Pedretti künstlerisch beschritten, wo sich Berührungen ergeben und wo das Schaffen Pedrettis über seinen „Massstab“ Giacometti hinausführt.